Startseite • Analysen • Studien • #whatsnext2020-Ergebnisse IX: Maßnahmen zur Konzentration bei der Arbeit selten umgesetzt
Die whatsnext-Studie 2017 hat gezeigt, dass Ablenkungen und Unterbrechungen am Arbeitsplatz als zunehmender Störfaktor angesehen werden. Die Förderung von konzentriertem Arbeiten gewinnt also an Relevanz. Und tatsächlich: 43.6 % der Organisationen messen diesem Handlungsfeld eine eher große oder große Bedeutung bei. Und trotz dieser durchaus bemerkenswerten Zahl fördern aktuell nur 25.2 % der Organisationen das konzentrierte Arbeiten durch entsprechende Maßnahmen, v. a. separierte Bereiche und Lärmschutzmaßnahmen. 4.3 % der Organisationen planen entsprechende Angebote. Der Großteil ist dieses Handlungsfeld noch nicht angegangen. Viele Organisationen wünschen sich aber explizit mehr Informationen zum Thema.
Kleinere Organisationen haben Nase vorn
Werden bzw. wurden Angebote oder Maßnahmen zur Förderung von konzentriertem Arbeiten in Ihrem Unternehmen ein- bzw. durchgeführt? Dies war eine der Fragen aus der Studie, die von den Teilnehmenden zu beantworten war.
Statistisch bedeutsame Unterschiede sind bei der Umsetzung von Angeboten in Bezug auf den Sektor und die Organisationsgröße festzustellen. So geben Wirtschaftsunternehmen signifikant häufiger an (28.8 %), konzentriertes Arbeiten zu fördern, als Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes (16.5 %) (Χ²(6)=31.51, p<.001). Ein weiterer Unterschied ist hinsichtlich der Organisationsgröße zu erkennen (Χ²(12)=22.44, p<.05). Kleine Organisationen setzen dieses Thema signifikant häufiger (34.8 %) um als größere Organisationen (19.1 %).
Großraumbüros wurden und werden abgebaut
Außerdem wurde gefragt: Welche der folgenden Angebote bzw. Maßnahmen zur Förderung von konzentriertem Arbeiten wurden bisher in Ihrem Unternehmen ein- bzw. durchgeführt? Die Schaffung von separierten Bereichen (62.9 %) zum sozialen Austausch sowie das Angebot von Kopfhörern bzw. Schallschutz (61.2 %) werden am häufigsten von den Organisationen realisiert. Mehr als jede zweite Organisation (54.3 %) stellt den Beschäftigten Rückzugsräume zur Förderung von konzentriertem Arbeiten zur Verfügung. Weiterhin erwähnenswert ist, dass knapp jede dritte Organisation bereits etablierte Großraumbüros wieder reduziert hat (31.0 %). Flüsterzonen haben hingegen bislang Seltenheitswert. Nur 6.9 % der Organisationen geben an, diese realisiert zu haben.
Besondere Auffälligkeiten: In Bezug auf das Angebot von Schallschutz bzw. Kopfhörern gibt es signifikante Branchenunterschiede (Χ²(2)=5.66, p<.05). In 85.3 % der Organisationen der Branche Information und Kommunikation existieren diese Angebote, während es sie in Organisationen des Gesundheits- und Sozialwesens deutlich weniger gibt (35.3 %). Dies hängt sicher auch mit den unterschiedlichen beruflichen Anforderungen zusammen.
TOP 3 in Organisationen mit 250-999 MA (N=49)
1. Kopfhörer bzw. Schallschutz (62.2%)
2. Rückzugsraum (46.9 %)
3. Schaffung von separierten Bereichen zum sozialen Austausch (42.9 %)
„Einer der Hauptgründe, warum die Förderung von konzentriertem Arbeiten bisher eher stiefmütterlich behandelt wird, ist das fehlende Wissen über Nutzen und Umsetzung. Hier sind auch wir als Medienpartner gefordert, Abhilfe zu schaffen.“
Reiner Straub (Haufe)
BESONDERES ERGEBNIS: Angebote zur Förderung von konzentriertem Arbeiten werden in Wirtschaftsunternehmen (28.8 %) häufiger umgesetzt als in Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes (16.5 %).
Außerdem wollten wir wissen, welche der folgenden Angebote bzw. Maßnahmen zur Förderung von konzentriertem Arbeiten geplant werden, in Unternehmen umzusetzen.
Organisationen, die Maßnahmen zur Förderung von konzentriertem Arbeiten planen, wollen sich zukünftig vor allem auf die Schaffung von separierten Bereichen zum sozialen Austausch (59.5 %), auf Rückzugsräume (52.4 %) und auf Vereinbarungen zum Umgang mit Unterbrechungen am Arbeitsplatz (45.2 %) konzentrieren. Dem gegenüber planen ausschließlich 2 von 10 Organisationen die Reduktion von Großraumbüros (19.0 %). Die Etablierung von Flüsterzonen spielt in der Planung der Organisationen eine rudimentäre Rolle (4.8 %).
TOP 3 der geplanten Angebote in süddeutschen Organisationen (N=22)
1. Rückzugsraum (54.5 %)
2. Vereinbarung zum Umgang mit Unterbrechungen am Arbeitsplatz (45.5 %)
2. Schaffung von separierten Bereichen zum sozialen Austausch (45.5 %)
„Im Hinblick auf konzentriertes Arbeiten ist nicht nur der Arbeitgeber gefordert, sondern jeder Einzelne. Wir schauen im Durchschnitt über 80 Mal am Tag auf unser Smartphone. Diese Art der Ablenkung kann jeder selbst reduzieren.“
Dr. Utz Niklas Walter (IFBG)
Bedeutung von konzentriertem Arbeiten noch nicht hoch genug
Was braucht es, damit Sie Angebote bzw. Maßnahmen zur Förderung von konzentriertem Arbeiten in Ihrem Unternehmen umsetzen? War eine weitere Frage aus der Studie.
Zur Erinnerung: 59.1 % der Organisationen geben an, dass sie noch keine Maßnahmen zur Förderung von konzentriertem Arbeiten eingeführt haben. Fast zwei Drittel dieser Organisationen geben wiederum an, dass ein höherer Bedarf bzw. eine höhere Bedeutung dieses Themas notwendig wäre (63.6 %), um hier aktiv zu werden. Als zweitwichtigster Aspekt wird mehr Wissen in Bezug auf die Umsetzung (41.8 %) genannt. Mehr als jede dritte Organisation benötigt darüber hinaus mehr Informationen zum Nutzen (35.4 %) des Themas. Eine höhere Motivation der Belegschaft (18.5 %) sowie die Unterstützung durch Sozialversicherungen (13.9 %), Betriebsrat (8.9 %) oder externe Dienstleister (5.9 %) spielt hingegen keine entscheidende Rolle.
Besondere Auffälligkeiten: Der Bedarf nach mehr Informationen zum Nutzen von konzentriertem Arbeiten wird je nach Funktion der Befragten unterschiedlich gesehen. Personalverantwortliche (41.0 %) und Gesundheitsverantwortliche (40.5 %) geben diesen Grund signifikant häufiger an als Geschäftsführende (16.7 %) (Χ²(3)=9.81,p<.05). Ein weiterer signifikanter Unterschied ist innerhalb des Öffentlichen Dienstes zu erkennen (Χ²(11)=19.24, p<.05). Gesundheitseinrichtungen (Kliniken, Krankenhäuser, Universitätskliniken etc.) geben häufiger an (36.8 %), dass sie mehr Unterstützung durch Sozialversicherungen benötigen, als Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung (7.4 %).
TOP 3 der Gründe in Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes (N=151)
1. Höherer Bedarf bzw. höhere Bedeutung des Themas (64.2 %)
2. Mehr Informationen über Nutzen (44.4 %)
3. Mehr Wissen über die Umsetzung (43.7 %)
Hier können Sie sich das ganze Kapitel zum Thema „Förderung von konzentriertem Arbeiten“ inklusive aller Grafiken des Studienbandes #whatsnext2020 herunterladen.
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