Startseite • Analysen • Studien • #whatsnext2020-Ergebnisse VIII: Thema mit Potenzial: Gesundes Führen
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des vielerorts existierenden Fachkräftemangels kommt Gesunder Führung eine immer wichtiger werdende Rolle zu. Denn eine gesundheitsorientierte Führung kann dazu beitragen, dass Führungskräfte und Beschäftigte gesund, leistungsfähig und motiviert bleiben. Diese Erkenntnis war bereits 2017 eine der Kernbotschaften der ersten whatsnext-Studie. 87.7 % der Organisationen gaben damals an,dass das Thema Gesunde Führung im Jahr 2022 eine große oder zumindest eher große Bedeutung haben werde. So eindeutig wie sich dieses Ergebnis darstellte, so vielfältig scheint aber auch das Verständnis davon zu sein, was sich hinter Gesunder Führung genau verbirgt. Grund genug, hier noch einmal genauer nachzufragen und zu ermitteln, ob und welche Angebote denn aktuellvon Organisationen umgesetzt oder geplant werden.
Erst 39.7 % der Organisationen haben entsprechende Angebote zum Thema Gesundes Führen. 11.8 % planen diese. Unter anderem diese Ergebnisse haben wir im Rahmen der Studie #whatsnext2020 mit 1.192 teilnehmenden Organisationen gewonnen. Ausgangsfrage war, welche Herausforderungen die digitale Arbeitswelt für die Gesundheit von Unternehmen und Beschäftigten mit sich bringt. Beim Thema Gesundes Führen sind vor allem Seminare und verpflichtende Fortbildungen zum Thema gesunde Mitarbeiterführung angedacht – in westdeutschen Organisationen deutlich stärker als in ostdeutschen.
Ca. ein Drittel setzt Maßnahmen um
Unter anderem wurde gefragt: Werden bzw. wurden Angebote oder Maßnahmen zum Thema Gesundes Führen in Ihrem Unternehmen ein- bzw. durchgeführt? Aktuell geben 6 von 10 Organisationen an, dass das Thema Gesunde Führung eine eher große oder große Bedeutung für sie hat. Allerdings setzen bislang lediglich 39.7 % Maßnahmen um. 11.8 % planen Angebote in diesem Bereich. Die knappe Mehrheit von 40.8 % gibt an, dass noch keine Maßnahmen zur Gesunden Führung etabliert sind. Besondere Auffälligkeiten: Ein signifikanter Unterschied (Χ²(12)=139.51, p<.001) zeigt sich im Hinblick auf die Organisationsgröße. Großorganisationen setzen Angebote im Bereich Gesundes Führen häufiger um (59.9 %) als größere Organisationen (42.3 %), mittlere Organisationen (30.9 %), kleine Organisationen (13.8 %) und Kleinstorganisationen (19.1 %). Zudem zeigt sich ein regionaler Unterschied (Χ²(3)=12.55, p<.01). Organisationen aus dem Norden geben signifikant häufiger an (43.8 %), dieses Thema bereits angegangen zu sein, als Organisationen aus dem Süden Deutschlands (35.3 %).
Webinare als bereits durchgeführte Maßnahme auf dem letzten Platz
Die primären allgemeinen Angebote im Bereich Gesundes Führen sind bislang vor allem die Umsetzung von Seminaren (87.9 %) sowie die Durchführung von Vorträgen (48.7 %). Mitarbeitergespräche/360°-Feedbacks (38.2 %), Informationsmaterialien (36.7 %) und Einzel-Coachings (33.8 %) gibt es in rund jeder dritten Organisation. Im Gegensatz dazu werden Webinare bislang eher selten angeboten (10.0 %). Auf struktureller Ebene werden überwiegend verpflichtende Fortbildungen/Weiterbildungen zum Thema gesunde Mitarbeiterführung (47.2 %) umgesetzt. Auf dem zweiten Rang sind die Gesundheits-Check-ups für Führungskräfte zu finden. Jede vierte Organisation gibt an, dass sie solche Check-ups anbietet. Besondere Auffälligkeiten: Signifikante Unterschiede sind bei der Durchführung von Seminaren, Gesundheits-Check-ups und Webinaren zu finden. So bieten vor allem Großorganisationen (92.0 %), größere Organisationen (90.0 %) und mittlere Organisationen (87.2 %) Seminare an. Der Unterschied zu kleinen Organisationen (50.0 %) und Kleinstorganisationen (45.6 %) ist statistisch bedeutsam (Χ²(4)=24.21, p<.001).
Zudem führen Wirtschaftsunternehmen (33.3 %) häufiger Gesundheits-Check-ups für Führungskräfte durch als Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes (8.0 %) (Χ²(2)=30.17, p<.001). Webinare werden signifikant häufiger von Organisationen aus der Branche Information und Kommunikation (35.7 %) umgesetzt als von Organisationen des verarbeitenden Gewerbes (10.2 %) (Χ²(1)=10.61, p<.01).
„Unabhängig vom gewählten Format sollten bei Angeboten zum Gesunden Führen fünf Themenbereiche beachtet werden: Interesse & Kommunikation, Transparenz & Offenheit, Stressvermeidung & Stressbewältigung, Anerkennung & Wertschätzung sowie Klima & kleine Gesten.“
Dr. Fabian Krapf (IFBG)
Seminare als Maßnahme eher in westlichen Bundesländern gefragt
Bei den geplanten allgemeinen Angeboten zum Thema Gesundes Führen zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den umgesetzten Angeboten. Die Organisationen, die bislang nichts anbieten, planen vor allem die Umsetzung von Seminaren (82.8 %) sowie die Durchführung von Vorträgen (50.9 %), wohingegen Webinare seltener von den Organisationen angedacht sind (13.8 %). Auf struktureller Ebene sind überwiegend verpflichtende Fortbildungen/Weiterbildungen zum Thema gesunde Mitarbeiterführung (64.7 %) geplant. Im Gegensatz zu den umgesetzten Maßnahmen finden sich bei den geplanten Maßnahmen die Gesundheits-Check-ups für Führungskräfte nur auf dem vierten Rang (28.4 %). Leitlinien/Vereinbarungen zur gesunden Selbstführung (44.8 %) sowie Fortbildungen/Weiterbildungen zur gesunden Selbstführung (42.2 %) sind häufiger angedacht. Experimente zu neuen Führungsmodellen werden indes lediglich von 17.2 % der Organisationen ins Auge gefasst.
Besondere Auffälligkeiten: In Bezug auf die geplanten Maßnahmen zum Gesunden Führen bestehen regionale Unterschiede (Χ²(1)=9.84,p<.01). Organisationen aus den westlichen Bundesländern geben häufiger an, Seminare zu planen (87.6 %), als Organisationen aus östlichen Bundesländern (57.9 %). Darüber hinaus bestehen Unterschiede hinsichtlich der Organisationsgröße und der Planung von Mitarbeitergesprächen/360°-Feedbacks sowie Leitlinien/Vereinbarungen zur gesunden Selbstführung. Mittlere Organisationen geben signifikant häufiger an (43.2 %), Mitarbeitergespräche/360°-Feedbacks zu planen, als Großorganisationen(10.0 %) (Χ²(4)=12.84, p<.01). Darüber hinaus werden Leitlinien/Vereinbarung zur gesunden Selbstführung signifikant häufiger von mittleren Organisationen geplant (62.2 %) als von Großorganisationen (10.0 %) (Χ²(4)=11.27, p<.05).
„Führungskräfte sind eine entscheidende Stellschraube. Die hohe Relevanz des Themas Gesunde Führung spiegelt sich aber noch nicht in einer flächendeckenden Umsetzung wider. Hier haben wir Krankenkassen viele Angebote zur Unterstützung.“
Dr. Jens Baas (TK)
Führungskräfte im Fokus
40.8 % der Organisationen geben an, dass sie noch keine Angebote zum Thema Gesundes Führen umsetzen. Von diesen wiederum betonen 64.3 %, dass ein höheres Engagement der Führungskräfte für die Umsetzung dieses Themas notwendig wäre. Diese hohe Zahl wirkt etwas grotesk, schließlich braucht es erst einmal konkrete Maßnahmen, um das Engagement der Führungskräfte dahingehend zu bewerten. Eventuell haben diese Organisationen aber die Erfahrung gemacht, dass angebotene Maßnahmen von den Führungskräften nicht wahrgenommen worden sind. Dies wäre eine mögliche Erklärung. Darüber hinaus gibt mehr als jede zweite Organisation an, dass ein höherer Bedarf des Themas (56.4 %) für eine Umsetzung wichtig wäre. Mehr finanzielle Ressourcen benötigen 30.4 % und mehr personelle Ressourcen 25.2 % der Organisationen.
Personalverantwortliche (68.1 %) und Gesundheitsverantwortliche (68.3 %) geben signifikant häufiger als Geschäftsführende (25.0 %) an, dass mehr Engagement der Führungskräfte benötigt wird (Χ²(3)=29.97, p<.001). Dies bezüglich zeigen sich auch Sektorenunterschiede. Öffentliche Einrichtungen (77.8 %) wünschen sich signifikant häufiger mehr Engagement der Führungskräfte als Wirtschaftsunternehmen (61.7 %) (Χ²(2)=6.82,p<.05). Eine weitere Auffälligkeit zeigt sich bei der Organisationsgröße: Größere Organisationen geben häufiger an (48.3 %), dass mehr finanzielle Ressourcen benötigt werden, als mittlere Organisationen (25.9 %), kleine Organisationen (20.5 %) oder Kleinstorganisationen (18.8 %)(Χ²(4)=21.33, p<.001).
Hier können Sie sich das ganze Kapitel zum Thema „Gesundes Führen“ inklusive aller Grafiken des Studienbandes #whatsnext2020 herunterladen.
Sie hätten gerne noch weiterführende Informationen zu unserer Studie #whatsnext2020 in Kooperation mit Haufe und der Techniker Krankenkasse? Mehr erfahren Sie in unserem Newsletter.