Startseite • Analysen • Studien • #whatsnext2020-Ergebnisse XV: Nachfrage nach Digitaler BGF wird größer
Organisationen sehen sich im BGM immer wieder mit zwei Fragestellungen konfrontiert: Wie lassen sich die weniger gesundheitsbewussten Beschäftigten für einen gesünderen Lebensstil gewinnen? Und wie können die bereits gesundheitsbewussten Beschäftigten weiter gefördert werden? Neben der Gesundheitskommunikation oder der Aufsuchenden Gesundheitsförderung bieten auch digitale Gesundheitslösungen eine Fülle an Chancen, Beschäftigte stärker für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren.
Budget spielt beim Thema wichtige Rolle
So wurde unter Anderem gefragt: Werden bzw. wurden Angebote oder Maßnahmen zum Thema Digitale BGF in Ihrem Unternehmen ein- bzw. durchgeführt?
Lediglich 13.5 % der Organisationen haben im Bereich der digitalen BGF schon Maßnahmen initiiert. Gleichwohl scheint sich in diesem Bereich eine verstärkte Nachfrage abzuzeichnen, denn 14.0 % der Organisationen geben an, digitale BGF-Angebote zu planen. In diesem Kontext bislang noch nicht aktiv geworden sind 64.1 % der Organisationen. Diese planen derzeit auch keine solcher Maßnahmen.
Besondere Auffälligkeiten: Das Budget der Organisationen spielt beim Thema digitale BGF eine Rolle. Organisationen mit finanziellen BGM-Ressourcen von mehr als 100.000 Euro pro Jahr (37.5 %) setzen digitale BGF-Lösungen signifikant häufiger um als jene mit geringeren Mitteln (Χ²(15)=139.46, p<.001).
Chatbots spielen auch in Zukunft unwichtige Rolle
Außerdem wollten wir wissen, welche der folgenden Angebote bzw. Maßnahmen zum Thema Digitale BGF bisher in den Unternehmen ein- bzw. durchgeführt wurden.
Von den 137 Organisationen, die angeben bereits auf digitale BGF zu setzen, nutzt mehr als die Hälfte (51.8 %) Gesundheits-Portale. Online-Coachings sowie Gesundheits- und Lifestyle-Apps sind mit 38.7 % bzw. 34.3 % ebenfalls durchaus verbreitet. Wearables und Tracker, also tragbare Sensoren, die bspw. die körperliche Aktivität oder das Schlafverhalten erfassen, werden bei knapp einem Viertel (24.1 %) der Organisationen eingesetzt. Eine zu vernachlässigende Rolle in der digitalen BGF spielen bislang Chatbots – also virtuelle „Ansprechpartner“ auf Basis künstlicher Intelligenz, die Fragen zu Gesundheitsthemen beantworten können. Lediglich 2.2 % der Organisationen setzen diese ein.
Besondere Auffälligkeiten: Die bereits dargelegte Erkenntnis, dass digitale BGF in Organisationen mit höherem Budget stärker verbreitet ist, zeigt sich auch beim Blick auf die konkreten Angebote. So setzen Organisationen mit einem Budget von mehr als 100.000 Euro pro Jahr (59.3 %) signifikant häufiger Gesundheits- und Lifestyle- Apps ein als jene bspw. mit einem Budget zwischen 10.000 und 50.000 Euro (20.0 %) (Χ²(5)=11.34, p<.05).
Außerdem wurden die Unternehmen gefragt: Welche der folgenden Angebote bzw. Maßnahmen zum Thema Digitale BGF planen Sie in Ihrem Unternehmen umzusetzen?
Gesundheits-Portale (59.2 %), Gesundheits- und Lifestyle-Apps (41.5 %) und Online-Coachings (35.2 %) stehen auch bei den Organisationen, die bislang keine digitalen Gesundheitsmaßnahmen durchführen, diese aber planen, am häufigsten im Fokus. Vor allem das Interesse an Wearables bzw. Trackern (9.2 %) scheint vergleichsweise gering. Auch Chatbots (2.8 %) spielen in der Planung der Organisationen kaum eine Rolle. Eine zu starke Automatisierung von Beratung durch künstliche Intelligenz scheint im BGM-Kontext offenbar (noch) nicht gewünscht zu sein.
„Digitale Gesundheitsförderung wird aktuell vor allem von Organisationen mit hohem BGM-Budget umgesetzt. Krankenkassen bieten viele praktische Online-Angebote an, die fast überall umsetzbar sind.“
Jürgen Heidenreich (TK)
Organisationen sind unsicher in der Umsetzung
So wurde gefragt: Was braucht es, damit Sie Angebote bzw. Maßnahmen zum Thema Digitale BGF in Ihrem Unternehmen umsetzen?
Insgesamt sind die Prozentangaben hier vergleichsweise hoch. Dies bedeutet, dass sich die Organisationen, die bislang keine digitalen BGF-Angebote nutzen, durchaus Unterstützung wünschen – vor allem Aufklärungsarbeit. Einige Werte stechen hier besonders heraus. So steht der Wunsch nach mehr Wissen über die Umsetzung (61.5 %) an erster Stelle. Auch mehr Informationen zum Nutzen (55.2 %) und gute Beispiele aus der Region/Branche (40.0 %) sind aus Sicht der Organisationen hilfreich.
Und auch Hilfestellungen durch Sozialversicherungen (30.2 %) und externe Dienstleister (14.3 %) sind im Vergleich zu anderen Themenfeldern gewünscht. Es kann also durchaus über konkrete Unterstützungsangebote nachgedacht werden.
Besondere Auffälligkeiten: Bei der Einschätzung des Bedarfs an finanziellen Ressourcen zur Umsetzung der digitalen BGF gibt es Unterschiede nach Gruppen. So berichten etwa Öffentliche Einrichtungen (55.6 %) signifikant häufiger als Wirtschaftsunternehmen (42.6 %) davon, dass ein größeres Budget nötig wäre (Χ²(2)=12.21, p<.01). Auch größere Organisationen (57.1 %) geben dies signifikant häufiger an als kleine Organisationen (35.4 %) (Χ²(4)=13.95, p<.01).
Interessant ist auch: Personalverantwortliche (51.3 %) geben signifikant häufiger an, dass mehr finanzielle Ressourcen nötig wären als Geschäftsführende (26.8 %), die im Grunde hierfür das Budget zur Verfügung stellen (Χ²(3)=12.46, p<.01).
Schließlich spielt auch noch das Engagement der Führungskräfte eine Rolle. Ähnlich wie bei vielen anderen Themenbereichen erachten dies die Personal- (47.9 %) und Gesundheitsverantwortlichen (43.8 %) signifikant häufiger als relevanten Gelingensfaktor als Geschäftsführende (19.6 %) (Χ²(3)=28.62, p<.001).
Insgesamt lässt sich festhalten, dass für 13.5 % der Organisationen die digitale BGF bereits Realität ist – dazu zählen vor allem Organisationen mit hohem BGM-Budget. Weitere 14.0 % der Organisationen planen entsprechende Angebote. Gesundheits- Portale und Online-Coachings stehen dabei im Fokus. Organisationen ohne digitale BGF-Angebote wünschen sich v. a. mehr Wissen zur Umsetzung.
Hier können Sie sich das ganze Kapitel zum Thema „Digitale BGF“ inklusive aller Grafiken des Studienbandes #whatsnext2020 herunterladen.
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