#whatsnext2020-Ergebnisse XVII: Mobile Arbeit wird am häufigsten unterstützt

Dr. Mark Hübers

Lead
Team HAWQ
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Mobilität spielt als ein Grundpfeiler unserer Wirtschaftsordnung eine zentrale Rolle in der Arbeitswelt. Mit der stetigen Zunahme von Arbeitskonzentrationen in Ballungsgebieten wachsen zunehmend die Entfernungsradien, die Geschwindigkeit und die Flexibilität, mit der sich Erwerbstätige in der heutigen Arbeitswelt bewegen. So gehört das Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsstätte heutzutage bereits zum Alltag vieler Beschäftigter. Mehr noch: Insgesamt offenbart die Datenlage zur Pendelmobilität in Deutschland aus dem Jahr 2019 eine eindeutige Entwicklung hin zu mehr Pendlern, weiteren Pendelstrecken und längeren Pendelzeiten. Dies ist insofern problematisch, als dass weite Arbeitswege mit Belastungen verbunden sind, die sich auch auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken können.

Ein Drittel der Organisationen hat Angebote zum Thema

So wurde gefragt: Werden bzw. wurden Angebote oder Maßnahmen zum Thema Pendeln in Ihrem Unternehmen ein- bzw. durchgeführt?
Lediglich 37.3 % der Organisationen sagen, dass bei ihnen Angebote zum Thema Pendeln umgesetzt werden. Angesichts der Tatsache, dass einerseits vom Pendeln ein Großteil der Beschäftigten – in unterschiedlichem Maße – betroffen ist, und sich daraus andererseits diverse gesundheitsbezogene Belastungen ergeben (vgl. Mobilität in der Arbeitswelt), scheint sich hier eine gewisse Diskrepanz von Angebot und Bedarf abzuzeichnen. Dies wird sich mit Blick auf die Datenlage wohl auch zeitnah nicht ändern, denn gerade einmal 2.3 % der Organisationen planen, diesbezüglich aktiv zu werden.
Mehr als die Hälfte der Organisationen (51.3 %) gibt an, über keinerlei Maßnahmen oder Angebote zum Thema Pendeln zu verfügen.

Besondere Auffälligkeiten: Es zeigt sich, dass Großorganisationen (46.5 %) hier signifikant häufiger Maßnahmen und Angebote umsetzen als mittlere Organisationen (32.4 %) (Χ²(12)=33.40, p<.001).

„Bei den Organisationen am weitesten verbreitet sind das Ermöglichen von Mobiler Arbeit/Telearbeit (73.8 %), die Schaffung von Parkplätzen in unmittelbarer Unternehmensnähe (63.8 %) sowie finanzielle Zuschüsse für den ÖPNV (56.1 %). “

Mobile Arbeit/Telearbeit ist am weitesten verbreitet

Des Weiteren wurde gefragt: Welche der folgenden Angebote bzw. Maßnahmen zum Thema Pendeln wurden bisher in Ihrem Unternehmen ein- bzw. durchgeführt?
Bei den Organisationen am weitesten verbreitet sind das Ermöglichen von Mobiler Arbeit/Telearbeit (73.8 %), die Schaffung von Parkplätzen in unmittelbarer Unternehmensnähe (63.8 %) sowie finanzielle Zuschüsse für den ÖPNV (56.1 %). Ein Drittel (33.1 %) der im Bereich Pendeln aktiven Organisationen hat die Unterstützung bei der Anschaffung von Betriebsfahrrädern/-rollern im Angebot. Das ist durchaus eine beachtliche Zahl.
Kaum eine Rolle spielen indes die Anrechnung des Arbeitens im ÖPNV als Arbeitszeit (8.6%) oder die Unterstützung von wohnortnäheren Coworking Spaces (3.6 %).

Besondere Auffälligkeiten: Zum einen berichten Großorganisationen (72.0 %) signifikant (Χ²(4)=11.21, p<.05) häufiger davon, Parkplätze in unmittelbarer Nähe geschaffen zu haben als Kleinstorganisationen (33.3 %). Zum anderen verfügen signifikant mehr Großorganisationen (25.6 %) über Mitfahrerbörsen als etwa mittlere Organisationen (5.7 %) (Χ²(4)=28.17, p<.001). Zudem unterstützen Wirtschaftsunternehmen (38.4 %) ihre Beschäftigten signifikant häufiger bei der Anschaffung von Betriebsfahrrädern/-rollern als Öffentliche Einrichtungen (18.4 %) (Χ²(2)=13.33, p<.01). Auch regionale Unterschiede wurden ermittelt: Unternehmen und Öffentliche Einrichtungen aus den alten Bundesländern (35.4 %) unterstützen ihre Beschäftigten signifikant häufiger bei der Anschaffung von Betriebsfahrrädern/-rollern als Organisationen aus den neuen Bundesländern (21.1 %) (Χ²(1)=4.47, p<.05).

Nur wenige Organisationen planen Maßnahmen zum Pendeln

Außerdem wollten wir wissen: Welche der folgenden Angebote bzw. Maßnahmen zum Thema Pendeln planen Sie in Ihrem Unternehmen umzusetzen?
Angesichts des geringen Anteils von Wirtschaftsunternehmen und Öffentlichen Einrichtungen, die Maßnahmen im Bereich Pendeln planen (2.3 %), sind die dargestellten Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Konstatieren lässt sich aber, dass auch im Hinblick auf die Planungen von Angeboten das Ermöglichen von Mobiler Arbeit/Telearbeit (68.2 %) am weitesten verbreitet ist. Finanzielle Zuschüsse für den ÖPNV (50.0 %) sowie die Unterstützung bei der Anschaffung von Betriebsfahrrädern/-rollern (45.5 %) komplettieren die Top 3 der geplanten Maßnahmen und Angebote.

„Die Mobile Arbeit wird sich auch auf das Pendeln auswirken. Für die Beschäftigten bedeutet das weniger Stress und Zeitersparnis.“ (Jürgen Heidenreich, TK)

Organisationen sehen nur wenig Bedarf

Außerdem wurde gefragt: Was braucht es, damit Sie Angebote bzw. Maßnahmen zum Thema Pendeln in Ihrem Unternehmen umsetzen?
Was die Gelingensfaktoren der Umsetzung von Maßnahmen und Angeboten zum Thema Pendeln angeht, zeigt sich eine relativ ungewöhnliche Verteilung. Mit 60.4 % der Nennungen führt ein höherer Bedarf bzw. eine höhere Bedeutung des Themas die Liste deutlich an. Alle weiteren Faktoren liegen klar dahinter. Mehr Informationen über den Nutzen (27.5 %) und mehr Wissen über die Umsetzung (26.9 %) folgen an zweiter und dritter Stelle.

Besondere Auffälligkeiten: Interessant ist, dass hinsichtlich der Gelingensfaktoren ausschließlich die Funktion der Befragten ins Gewicht fällt. So werden „mehr Informationen über den Nutzen“ signifikant häufiger von Personal- (29.4 %) und Gesundheitsverantwortlichen (27.0 %) als Gelingensfaktor angeführt als von Geschäftsführenden (7.0 %) (Χ²(3)=11.29, p<.05). Ähnlich sieht es bei dem Wunsch nach guten Beispielen aus der Region/Branche aus.
Der Aspekt „mehr Wissen über die Umsetzung“ wird ebenfalls unterschiedlich bewertet. 37.7 % der Gesundheitsverantwortlichen wünschen sich dies. Bei den Personalverantwortlichen sind es mit 21.9 % signifikant weniger (Χ²(3)=12.13, p<.001).

Zusammenfassen lässt sich das Kapitel wie folgt: Knapp 40 % der Organisationen unterstützen ihre Beschäftigten im Hinblick auf das Thema Pendeln. Dies erfolgt in erster Linie durch das Ermöglichen Mobiler Arbeit (73.8 %), die Schaffung von Parkplätzen in Unternehmensnähe (63.8 %) sowie durch Zuschüsse für den ÖPNV (56.1 %). Aber auch Betriebsfahrräder sind im Kommen.

 

Hier können Sie sich das ganze 17. Kapitel der #whatsnext2020 zum Thema „Pendeln“ inklusive aller Grafiken des Studienbandes #whatsnext2020 herunterladen.

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