Konzentrationsprobleme – ein weit verbreitetes Phänomen in der Arbeitswelt?
Oktober 2022
Globalisierung, Digitalisierung, Home-Office und viele strukturelle Veränderungen führen zu großen Umbrüchen in deutschen Organisationen, die starke Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Beschäftigten haben können. Neben körperlichen Belastungen spielen vor allem psychosoziale Faktoren wie emotionale Erschöpfung oder Konzentrationsprobleme eine große Rolle.
Das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) mit Sitz in Konstanz hat dazu Daten zahlreichen wissenschaftlicher Mitarbeiterbefragungen in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen aus den Jahren 2018 bis 2022 ausgewertet.
Konzentrationsprobleme – eine Altersgruppe ist besonders stark betroffen
Die Daten von 33.808 Beschäftigten zeigen, dass lediglich 15,1% der Befragten nie oder fast nie unter Konzentrationsproblemen leiden. Der überwiegende Teil der Beschäftigten hat also damit zu kämpfen. Interessantes Detail: Weibliche Beschäftigte sind stärker davon betroffen als ihre männlichen Kollegen. 25,2% der erwerbstätigen Frauen geben an, oft oder immer unter Konzentrationsproblemen zu leiden. Bei den männlichen Beschäftigten sind es 16,3%.
Die Unterschiede in Bezug auf das Alter der Beschäftigten sind überraschend. 26,4% der jüngeren Beschäftigten (bis 29 Jahre) leiden oft oder immer unter Konzentrationsproblemen, während es bei den Beschäftigten über 60 Jahren 10,9% sind.
Komplexer Mix aus Anforderungen begünstigt Konzentrationsprobleme
„Die große Datenbasis liefert verlässliche Erkenntnisse darüber, dass Konzentrationsprobleme tatsächlich weit verbreitet sind. Oft führt ein Mix aus Arbeitsmenge, Zeitdruck, Verantwortung, Perfektionismus und privaten Herausforderungen dazu. Die gute Nachricht ist, dass nicht nur Organisationen, sondern auch die Beschäftigten selbst etwas gegen Konzentrationsprobleme tun können,“ resümiert Dr. Fabian Krapf, Leiter des IFBG.
5 Tipps für Beschäftigte bei Konzentrationsproblemen:
- Selbstorganisation: Wenn man die 2-Minuten-Regel befolgt, dann erledigt man alle Aufgaben, die maximal 2 Minuten brauchen, sofort. Das hält die To-Do-Liste kurz und man hat noch alle Aufgaben im Kopf. Wer sich zusätzlich Fokus-Zeiten blockt, profitiert richtig. Denn in diesen Zeiten nimmt man sich vor, möglichst ungestört und konzentriert an einer Aufgabe zu arbeiten.
- Produktivitätsbooster Pause: Die Chronobiologie lehrt uns, dass wir nur maximal 70 Minuten am Stück Leistung erbringen können. Wer darüber hinaus weiter Höchstleistungen erwartet, der wird enttäuscht werden. Allerdings kann man durch regelmäßige Mikropause von 5 Minuten diesem Leistungsrückgang entgegenwirken.
- Schlafhygiene für optimale Voraussetzungen: Der REM-Schlaf ist eine optimale Voraussetzung für die eigene Konzentration und tritt natürlicherweise in ausreichend langem und ungestörtem Schlaf auf. Intensiver Medienkonsum am Abend kann den REM-Schlaf beeinträchtigen, weshalb die Wissenschaft 30-60 Minuten vor dem Einschlafen Medienabstinenz empfiehlt.
- Digital Detox: Blinkt das Smartphone, ist unsere Aufmerksamkeit blitzschnell auf das kleine Gerät gerichtet – und weg von unserer Arbeit. Wir empfehlen smartphonefreie Orte und Zeiten, um fokussiert Aufgaben zu verrichten.
- Achtsamkeit: Wer trainiert, bewusst in seinem Stress und der Hektik des Arbeitsalltags innezuhalten, um seine Bedürfnisse und Gefühle wertungsfrei wahrzunehmen, kann bewusst entscheiden, welchen Bedürfnissen er nachgibt.