Mehr als 80 % der Beschäftigten gehen trotz Krankheit zur Arbeit
Januar 2023
Für viele Beschäftige sind physische und psychische Krankheitssymptome kein Grund, nicht trotzdem den Arbeitsplatz im Büro oder Home-Office aufzusuchen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie „Präsentismus in einer zunehmend mobilen Arbeitswelt“ der Techniker Krankenkasse in Zusammenarbeit mit dem IFBG – Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung und dem aQua Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen zeigen, dass über die Hälfte der Befragten (58,1 %) mindestens manchmal Präsentismusverhalten zeigen. Nur 16,5 % der Befragten geben an, immer zu Hause zu bleiben und sich auszukurieren, wenn sie krank sind. Ein wichtiger Faktor, der Präsentismus begünstigt, ist vor allem die Arbeitszufriedenheit. Je höher diese bei den Befragten ist, desto häufiger gehen sie trotz Krankheit ihrer Arbeit nach. „Die intrinsische Motivation der Beschäftigten, die sich durch die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber ergibt, sollte nicht dazu beitragen krank zu arbeiten. Arbeitgeber sind in der Pflicht, ihre Beschäftigten zu schützen, damit diese langfristig gesund und leistungsfähig bleiben.“, so Dr. Fabian Krapf, Leiter des Instituts für Berteibliche Gesundheitsberatung.
Selbstgefährdung im Home-Office
Die befragten Beschäftigten, die regelmäßig in den eigenen vier Wänden arbeiten, tun dies sogar noch häufiger trotz Krankheit. Lediglich 14,5 % der im Home-Office tätigen Personen geben an, nicht zu arbeiten, wenn sie krank sind. Besonders häufig werden hier dann digitale Benachrichtigungen gelesen. 45,6 % geben an, dies häufig oder sogar immer trotz Krankheit zu tun.
Gründe für Präsentismus
Die Motivation der Beschäftigten ist ausschlaggebend, wie sie sich bei Krankheit verhalten. Dazu kommt, dass es in vielen Unternehmen keine direkten Vertretungsregeln gibt. 80 % der Befragten nennen diese fünf Hauptgründe für Präsentismus: keine Vertretung, die Krankheit sei nicht ansteckend, man wolle niemandem zur Last fallen, es gebe dringende Aufgaben und Termine zu erledigen, sie gingen gerne zur Arbeit.
Arbeit trotz emotionaler Erschöpfung
Psychische Krankheiten scheinen bei der Abwägung, ob gearbeitet wird oder nicht, einen niedrigeren Stellenwert zu haben als körperliche Beschwerden. 51,4 % der Befragten geben an, trotz emotionaler Erschöpfung ihrer Arbeit nachzugehen. Wohingegen nur 34,8 % der Befragten bei körperlichen Verletzungen oder Ähnlichem arbeiten. „Gerade die Unsichtbarkeit sowie das stigmatisierte Image psychischer Krankheiten in der Gesellschaft spielen eine entscheidende Rolle. Arbeitgeber sind verantwortlich für ihre Beschäftigten und müssen psychische Leiden genauso ernst nehmen wie physische“, appelliert Dr. Fabian Krapf.
Hintergrund
Das IFBG hat für die Studie im Mai 2022 insgesamt 1.233 Beschäftigte zu ihrem Verhalten bei Krankheit befragt. Die Befragung erfolgte über ein Online-Access-Panel. Zwei Drittel der Befragten arbeiten mindestens einen Tag in der Woche im Homeoffice, ein Drittel arbeitet nie im Homeoffice.
Den Studienband können Sie sich hier herunterladen.