Hitzebelastungen am Arbeitsplatz –
Was denken Deutschlands Beschäftigte?
Zentrale Ergebnisse der Pulsbefragung zum Thema „Hitzebelastungen am Arbeitsplatz“ sowie praxisnahe Maßnahmen für Unternehmen und Beschäftigte
August 2024
Während die Temperaturen im Sommer 2024 neue Höhen erreichen, kämpfen viele Erwerbstätige in Deutschland nicht nur mit der Hitze draußen, sondern auch am Arbeitsplatz. Um ein aktuelles Stimmungsbild einzufangen, hat IFBG in Kooperation mit der BKK ZF & Partner eine repräsentative Befragung unter 1.006 Beschäftigten durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen klar, wie groß die Wissenslücken und Herausforderungen im Umgang mit Hitze am Arbeitsplatz sind.
Die spannendsten Erkenntnisse im Überblick
- 48.8 % der befragten Erwerbstätigen kennen die gesetzlichen Verpflichtungen ihres Arbeitgebers in Bezug auf den Hitzeschutz nicht.
- Für 57.5 % der Erwerbstätigen ist die Raumtemperatur an ihrer Arbeitsstätte im Sommer zu heiß.
- Wasserspender und Klimaanlagen sind aus Sicht der Erwerbstätigen, die hilfreichsten Maßnahmen bei Hitze am Arbeitsplatz. Fast 90 % der Erwerbstätigen sehen diese als hilfreich an.
- Knapp zwei Drittel der Erwerbstätigen hatten dieses Jahr aufgrund von Hitze am Arbeitsplatz schon Kopfschmerzen (62.9 %), Trägheit (62.8 %) oder Konzentrationsschwierigkeiten (62.5 %).
- Frauen haben häufiger Beschwerden durch Hitze als Männer.
Stichprobe
- 1.006 Erwerbstätige aus Deutschland
- 49.0 % Männer, 51.0 % Frauen
- Im Durchschnitt 46 Jahre alt
- Aus allen 16 Bundesländern
- Alle Personen in der Stichprobe arbeiten überwiegend „drinnen“
Gesetzliche Verpflichtung zum Hitzeschutz
Obwohl Unternehmen in Deutschland gesetzlich verpflichtet sind, Maßnahmen zum Hitzeschutz am Arbeitsplatz zu ergreifen, zeigt die Studie, dass fast die Hälfte der befragten Erwerbstätigen (48.8%) die gesetzlichen Verpflichtungen ihres Arbeitgebers in Bezug auf den Hitzeschutz nicht kennt.
Belastungen durch Hitze im Arbeitsalltag
- Knapp zwei Drittel der Erwerbstätigen hatte aufgrund von Hitze am Arbeitsplatz dieses Jahr schon Kopfschmerzen (62.9 %), Trägheit (62.8 %) oder Konzentrationsschwierigkeiten (62.5 %)
- 41.9 % der Erwerbstätigen hatten dieses Jahr schon Kreislaufprobleme aufgrund von Hitze.
- Frauen haben häufiger Beschwerden durch Hitze als Männer. Und das gilt für alle abgefragten Beschwerdebilder.
Raumtemperatur in der Arbeitsstätte
- Für über die Hälfte der Erwerbstätigen (57.5 %) ist die Raumtemperatur an ihrer Arbeitsstätte im Sommer zu heiß.
- Im Winter empfinden 27.2 % der Befragten die Raumtemperatur an ihrer Arbeitsstätte als zu kalt.
Empfehlungen für die Arbeitswelt
Unternehmen tragen besonders im Sommer große Verantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten, sagt Ralf Hirmke, Vorstand der BKK ZF & Partner, der die Studie bei IFBG in Auftrag gegeben hat. Er empfiehlt:
„Bei Neu- oder Umbauten lohnt es sich aus Arbeitgebersicht, sich über die Farbwahl der Fassaden und der Dächer Gedanken zu machen. Eine aktuelle Studie aus England unterstreicht, dass weiße Dächer sogar Dachbegrünungen hinsichtlich des Kühleffekts schlagen.“
Zudem ist eine Flexibilisierung der Arbeitszeit bedeutsam, sofern möglich. Ralf Hirmke sagt dazu:
„Morgenstund‘ hat nicht nur das sprichwörtliche Gold im Mund, sondern erleichtert aufgrund der kühleren Temperaturen auch das konzentrierte Arbeiten während einer Hitzewelle. Wer also seinen Arbeitstag früher beginnen kann, sollte dies in Erwägung ziehen. Alternativ können häufigere Pausen in kühleren Räumen die Körpertemperatur senken und somit zur Erholung beitragen.“
Empfehlungen für Beschäftigte
„Beschäftigte können aber auch selbst einiges tun, um besser mit der Hitzebelastung umzugehen“, sagt Dr. Utz Niklas Walter, Gründer von IFBG. Er gibt folgende Empfehlungen:
Tipps für die Zeit am Arbeitsplatz
- Regelmäßiges Trinken vor allem von Wasser. So genannte Smart Bottles erinnern einen durch Licht- oder Vibrationssignale, dass man mal wieder etwas trinken sollte.
- Leichte, atmungsaktive und helle Kleidung tragen, um die Verdunstung von Schweiß zu erleichtern und die Hitzeaufnahme zu minimieren.
Tipps für die Zeit nach Feierabend
- Den Kopfkissenbezug oder ein kleines Kissen vor dem Schlafen in eine Tüte packen und kurz in den Gefrierschrank legen, bevor man schlafen geht.
- Ein Fußbad im Eiswasser kann dabei helfen, den gesamten Körper zu kühlen.
- Pflanzen, die die Luftfeuchtigkeit regulieren und die Luftqualität verbessern (wie z. B. Bogenhanf oder Efeutute), können zur Kühlung einer Wohnung beitragen.
Tipps in Bezug auf Essen und Trinken
- Empfehlenswert sind Getränke „mit“ Zimmertemperatur. Eiskalte Getränke sind bei Hitze keine gute Idee. Denn diese können unseren Körper geringfügig abkühlen und geben ihm das Signal, sich aufwärmen zu müssen – also erreicht man genau den gegenteiligen Effekt. Das Gleiche gilt auch für heiße Getränke – auch sie bedeuten zusätzliche Arbeit für unseren Körper.
- Wasser ist und bleibt die beste Wahl und sollte regelmäßig konsumiert werden.
- Elektrolytgetränke: Getränke, die Elektrolyte wie Natrium und Kalium enthalten, sind besonders nützlich, wenn viel geschwitzt wird.
- Kokoswasser ist ein natürlicher Elektrolytträger und gut für die Hydration geeignet.
- Frisches Gemüse: Insbesondere Gurken und Tomaten bieten sich an, da sie nicht nur einen hohen Wassergehalt haben, sondern auch Vitamine und Mineralien liefern. Dies gilt zwar auch für Melonen und Orangen, hier sollte man aber den hohen Zuckergehalt beachten, weshalb man dieses Obst eher in Maßen essen sollte.
Weitere Empfehlungen für Arbeitgeber und Beschäftigte geben Ralf Hirmke, Vorstand der BKK ZF & Partner, und Dr. Utz Niklas Walter, Gründer des IFBG, gerne auf Anfrage.