Startseite • Allgemein • Pressemeldung: Anerkennung, Unterstützung und Vertrauen am Arbeitsplatz
In regelmäßigen Abständen bringt das IFBG eine Pressemeldung zu aktuellen Themen heraus. Dieses Mal geht es um die Themen Vertrauen, Anerkennung und Unterstützung am Arbeitsplatz.
In Zeiten von Corona und den damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen verändert sich die Teamarbeit in Unternehmen stark. Die virtuelle Kommunikation ist unabdingbar geworden. Dadurch gewinnen auch Themen wie Vertrauen, Anerkennung sowie Unterstützung durch den Vorgesetzten enorm an Bedeutung. Das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) hat dazu Daten zahlreicher wissenschaftlicher Mitarbeiterbefragungen in Unternehmen aus den Jahren 2017 bis 2020 ausgewertet.
Die Daten von rund 27.700 Beschäftigten zeigen, dass 53,6 % der Beschäftigten angeben, oft oder immer Unterstützung durch ihren direkten Vorgesetzten zu erhalten. Die Zahl ist bei den jüngeren Beschäftigten (bis 29 Jahre) mit 67,6 % besonders hoch. Ein Unterschied zwischen den Daten aus den Jahren 2017-2019 und dem „Coronajahr 2020“ lässt sich wissenschaftlich nicht sauber ermitteln. Forscher verweisen aber auf die hohe Bedeutung der Unterstützung durch Führungskräfte – gerade wenn die Beschäftigten im Home-Office arbeiten.
Neben der Unterstützung hat das IFBG die Beschäftigten auch nach Anerkennung und Wertschätzung gefragt: „Erfährt Ihre Arbeit Anerkennung und Wertschätzung durch das Management/die Führung?“ Knapp ein Drittel (31,1 %) der Befragten gibt an, dass dies in hohem Maße oder sogar in sehr hohem Maße der Fall ist. Besonders erfreulich: 82,2 % der Befragten geben an, dass ihre Vorgesetzten sie freundlich und rücksichtsvoll behandeln. Interessant: Je jünger die Beschäftigten sind, desto eher werden der Führungskraft die Attribute freundlich und rücksichtsvoll zugeschrieben (bis 29 Jahre – 87,3 %; 60 Jahre und älter – 74,4 %).
Ein wichtiger Aspekt in der Zusammenarbeit von Beschäftigten und Führungskräften ist auch das Vertrauen, das den Beschäftigten entgegengebracht wird. Hierzu hat das IFBG einen kleineren Datenpool ausgewertet. Von 640 Befragten stimmen 65,8 % in hohem Maße oder in sehr hohem Maße zu, dass das Management bzw. die Führung darauf vertraut, dass die Beschäftigten ihre Arbeit gut machen. Auch hier lässt sich ein Unterschied zwischen den Daten aus den Jahren 2017-2019 und dem „Coronajahr 2020“ wissenschaftlich nicht sauber ermitteln.
Die Top-Tipps für Beschäftigte und Führungskräfte für eine gute Zusammenarbeit im Team
- Respektieren Sie Ihre Mitarbeiter als Mini-CEOs. Das heißt, erkennen Sie ihre Eigenständigkeit an und geben Sie teilweise Kontrolle ab – was nicht bedeutet, die komplette Führung abzutreten.
- Schenken Sie Ihren Mitarbeitern auch im Home-Office umfängliches Interesse, und zwar sowohl an ihren Aufgaben als auch an privaten Themen.
- Besonders beim virtuellen Führen sind Offenheit und Transparenz wichtig. Teilen Sie wichtige Informationen wie bspw. Deadlines oder Erreichbarkeitszeiten und erzählen Sie auch mal etwas Privates von sich.
- Bieten Sie Ihren Mitarbeitern aktiv Unterstützung an und fragen Sie, an welchen Stellen sie Hilfe benötigen. Dadurch wird ihre Auslastung nicht strapaziert und ihr Wohlbefinden geschützt.
- Achten Sie auf sich selbst und sorgen Sie dafür, dass Ihre Psyche und Ihr Körper fit bleiben – das wirkt sich automatisch positiv auf Ihre Führungsweise und das Betriebsklima aus.
- Als Beschäftigter: Seien Sie Ihrer Führungskraft gegenüber transparent und äußern Sie sich zu Ihren Bedürfnissen, damit Sie produktiv und gesund arbeiten können.
- Mit mutiger Selbständigkeit und kreativer Flexibilität kann das Team ihre Führungskraft entlasten und ihr dabei helfen, neue gesundheitsförderliche Routinen und Strategien im Team anzuleiten.
- Geben Sie als Team Ihrer Führungskraft Zeit für sich selbst und erkennen Sie an, dass sie ihr eigenes Wohlbefinden fördern muss, um auch Sie gesund und achtsam führen zu können.
Drei Fragen an Themenexpertin Maike Sauermann vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG)
Was sind die entscheidenden Aspekte einer gesunden Führung?
Es gibt fünf Grundsätze einer gesunden Mitarbeiterführung, wobei die entscheidende Grundlage eine gesunde Selbstführung darstellt. Gesunde Selbstführung bedeutet, auf sich selbst und seine körperlichen und psychischen Bedürfnisse zu achten und ihnen Raum zu schenken. Über die gesunde Selbstführung hinaus gibt es die folgenden fünf Grundsätze, die es in einer gesunden Führung zu beachten gilt:
1. Anerkennung und Wertschätzung
Ausreichend Feedback und großzügiges Lob sowie die Nutzung und der Ausbau der Stärken der Mitarbeiter geben dem Team ein Gefühl der sozialen und psychologischen Sicherheit.
2. Stressbewältigung und Ressourcenaufbau
Die Ressourcen und Stressoren der eigenen Person sowie der Mitarbeitenden sollten ausbalanciert sein (z. B. indem Nein-Sagen erlaubt und eine Fehlerkultur aufgebaut wird).
3. Transparenz und Offenheit
Führungskräfte können auch gerne mal etwas Privates von sich erzählen, Position beziehen und ein Pokerface vermeiden. Das schafft Nahbarkeit und Zusammenhalt.
4. Interesse und Kommunikation
Wichtige Ereignisse im Leben der Anderen kennen und persönlich gratulieren oder sich mit ehrlichem Interesse nach privaten Belangen der Beschäftigten erkundigen.
5. Stimmung und positives Betriebsklima
Team-Events fördern das Wohlbefinden, und ein Lächeln und Optimismus fördern eine gute Stimmung im Team.
Wie können Führungskräfte ihr Team auch über virtuelle Distanzen hinweg gesund führen?
Die virtuelle Führung von Teams bringt einige Herausforderungen mit sich, denn die Führungskräfte haben weniger direkten Kontakt zu ihren Mitarbeitenden und müssen ihre Aufgaben anders delegieren. Andererseits kann die Führungskraft auf diese Weise lernen, ihren Mitarbeitenden zu vertrauen und Kontrolle abzugeben. Eine besondere Bedeutung fällt im virtuellen Kontext der Kommunikation zu: Führungskräfte sollten ihrem Team unbedingt signalisieren, dass sie jederzeit ansprechbar sind und beim Kontakt mit ihren Mitarbeitenden darauf achten, dass diese ihre Bedürfnisse und Wünsche umfänglich äußern können. Außerdem ist es wichtig, dem Team Orientierung und Beratung zu geben und für einen guten Informationsfluss zu sorgen. Das beseitigt Unsicherheiten und stärkt das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Zuletzt sollten Führungskräfte ihre Mitarbeitenden auch trotz – oder gerade wegen – der Distanz in Entscheidungsprozesse einbeziehen und sich auch auf persönlicher Ebene nach ihnen erkundigen. Dieser Kontakt auf Augenhöhe ist heutzutage durch Mail, Telefon oder Gruppen-App einfach herzustellen und fördert die virtuelle, gesunde und produktive Zusammenarbeit.
Was sind die Risiken für Unternehmen, wenn Führungskräfte nicht gesund führen?
Zahlreiche Studien belegen Zusammenhänge zwischen dem Führungsverhalten und der Gesundheit der Mitarbeitenden. Das Führungsverhalten hat dabei einen ebenso bedeutsamen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden wie bekannte Gesundheitsfaktoren, wie zum Beispiel Ernährung oder Schlaf. So bestehen bspw. Korrelationen zwischen dem Führungsverhalten und der Arbeitszufriedenheit, depressiven Symptomen und Herzerkrankungen. Ebenso hängt eine ungesunde Führungsweise mit erhöhten Fehlzeiten sowie ausgeprägtem Stress-Erleben auf Seiten der Beschäftigten zusammen. Unternehmen tun also gut daran, Führungskräfte dauerhaft dahingehend zu schulen, dass sie sich selbst, und dadurch auch ihr Team, gesund führen.
Die gesamte Pressemeldung können Sie hier herunterladen.
Der Südkurier, die Augsburger Allgemeine, die Kölnische Rundschau und ZEIT ONLINE haben die Pressemeldung bereits aufgegriffen.