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Jetzt ergibt alles Sinn! – wie sich das Sinnerleben bei der Arbeit steigern lässt
- 06.04.2020
- Maßnahmen, Mentale Gesundheit und Produktivität
Die eigene Arbeit als erfüllend und sinnhaft zu erleben, ist eine wunderbare Erfahrung. Auch Organisationen profitieren von der Sinnstiftung. Denn, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Bedeutung hinter ihrer Tätigkeit sehen, wird die Motivation gesteigert, was wiederum dem Betriebsklima und dem Gesamterfolg des Unternehmens zugutekommt. Beschäftigte können die Arbeit als wertvoller erleben, was psychische Belastungen wie Stress und Burnout vorbeugen kann. Deshalb ist das Thema Sinnerleben in der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) nicht zu vernachlässigen.
In einer Studie wurde untersucht, inwiefern sich das Sinnerleben im Beruf durch gezieltes Training steigern lässt (Berger et al., 2020). Im folgenden Artikel stellen wir Ihnen die Ergebnisse vor.
Die sich wandelnde Arbeitswelt als Störfaktor der Sinnhaftigkeit
In einer immer dynamischer werdenden Arbeitswelt, in der selbst der Arbeitspatz kein fester Ort zu sein scheint (Stichwort „mobile Arbeit“), ist es oft nicht einfach, Orientierung zu finden. Dem entgegen wirkt das Erleben von Sinnhaftigkeit bei der Arbeit. Dies gibt Orientierung in der „orientierungslosen Unverbindlichkeit“ (Badura, 2018, S. 2). Das Sinnerleben gibt neben der Orientierung auch ein Sicherheitsgefühl und fördert die Motivation des Einzelnen. Zusätzlich steigert es gleichsam das Teamgefühl innerhalb der Organisation. Gerade im Home-Office fehlen diese antreibenden Faktoren, was eine Intervention in diesem Bereich noch bedeutsamer macht.
Das berufliche Sinnerleben – was ist das?
Das Sinnerleben ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem die Sinnhaftigkeit des Lebens anhand subjektiver Wahrnehmungen und Deutungen beurteilt wird (Schmid, 2016; Schnell, 2016). Im betrieblichen Kontext ist das Sinnerleben das Erleben von Bedeutung, Orientierung und ein Gefühl der Zugehörigkeit bei der Arbeit. Dabei stimmen die persönlichen Kompetenzen, Interessen und Werte der Beschäftigten mit der beruflichen Tätigkeit überein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich in ihrer beruflichen Rolle identifizieren. Besonders wichtig ist das Gefühl der Nützlichkeit für andere, was den Beschäftigten zusätzlich ein Gefühl der Bedeutsamkeit gibt.
Kann das Erleben von Sinnhaftigkeit im Beruf gefördert werden?
Arabella Berger et al. erforschten im Jahr 2020 in einer Interventionsstudie, ob und wie sich Sinnstiftung am Arbeitsplatz trainieren lässt. Dafür untersuchten sie Teilnehmende unterschiedlicher Berufsgruppen. Die Interventionsgruppe erhielt unterschiedliche Reflexions- und Ressourcenübungen, die auf verschiedene Elemente der Sinnhaftigkeit abzielten. Die Übungen beinhalteten Themen wie Bedeutsamkeit, Zugehörigkeit, Werte, Ressourcen und Ziele von Beschäftigten. Sie wurden in den Trainings dazu motiviert, durch die Auseinandersetzung mit eigenen Zielen, Werten, Stärken und Ressourcen über inhaltliches sowie den Kontext der eigenen Arbeit zu reflektieren. Somit wurden sie dazu bewegt, sich mit ihrer eigenen Einstellung zu ihrer Arbeit auseinanderzusetzen. Die Überprüfung der Ergebnisse erfolgte anhand von Sinntagebüchern und Online-Fragebögen unmittelbar vor und nach den Interventionen sowie in einem Follow-Up.
Gezieltes Training stärkt das Sinnerleben
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das berufliche Sinnerleben von Berufstätigen durch die Teilnahme am Training signifikant und über einen Zeitraum von sechs Wochen gesteigert werden konnte. Obwohl die Effektstärken nicht besonders stark ausfielen, war ein messbarer Unterschied zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe zu erkennen. Für stärkere Auswirkungen der Trainings wäre es sinnvoll, den Teilnehmenden konkrete Spielräume zu ermöglichen, in denen Tätigkeiten individueller gestaltet werden können.
Wie können Beschäftigte konkret unterstützt werden?
Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Sinnfindung zu unterstützen, hilft die Berücksichtigung folgender Aspekte:
- Reflexiv: Durch Reflexionstrainings können Beschäftigte üben, sich eigene Wertvorstellungen und persönliche Ziele bewusster zu machen. Nur wer weiß was sie/er selbst will, kann ihre/seine Arbeit damit verknüpfen.
- Persönlich: Eine individuelle Berücksichtigung der Beschäftigten hilft dabei, eine stärkere Bindung zur Arbeit aufzubauen und sich selbst besser mit der Rolle zu identifizieren. Dafür sollten Handlungsfreiräume geschaffen werden, in denen sich die Beschäftigten entfalten können.
- Nachhaltig: Die Förderung der Sinnbildung sollte über den Zeitraum der konkreten Trainings hinaus stattfinden. Eine kontinuierliche Thematisierung von Trainingsinhalten kann zum Beispiel einfach und in wenigen Worten in Routine-Meetings angesprochen werden.
Quellen:
Badura, B. (2018). Über sinnstiftende Arbeit. In B. Badura, A. Ducki, H. Schröder, J. Klose & M. Meyer (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2018 (S. 1–7). Berlin: Springer.
Berger, A., Goldschmitt, M., Lindner, C. & Schmeink, C. (2020). Sinn am Arbeitsplatz: Eine Interventionsstudie zum Sinnerleben im Berufskontext. Wirtscha!spsychologie 4-2020/1-2021, 75-86.
Schmid, W. (2016). Dem Leben Sinn geben. In Emotion und Intuition in Führung und Organisation (pp. 305-313). Springer Gabler, Wiesbaden.
Schnell, T. (2016). Psychologie des Lebenssinns. Springer Berlin Heidelberg.