Nur die Hälfte der Deutschen hält neue Ernährungs-Empfehlungen für umsetzbar
Zentrale Ergebnisse der Pulsbefragung zu den neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
März 2024
Für ein großes Medien-Echo sorgte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) am 05.03.2024 mit der Vorstellung ihrer neuen Ernährungs-Empfehlungen. Im Vergleich zu den bisherigen Leitlinien zeigt sich ein Trend zur Reduktion tierischer Produkte hin zu einer pflanzenbetonten Ernährung (mindestens 3/4 pflanzliche und maximal 1/4 tierische Lebensmittel).
Können solche Empfehlungen im Alltag überhaupt umgesetzt werden? Das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) mit Sitz in Konstanz, das seit über 10 Jahren Mitarbeiterbefragungen in Unternehmen durchführt, gibt eine ernüchternde Antwort auf diese Frage. So schaffen es laut IFBG-Datenbank bspw. nur 2.3% von über 50.000 Beschäftigten fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu verzehren und damit einer der zentralen Empfehlungen der DGE zu folgen.
Doch wie sieht es mit den neuesten DGE-Empfehlungen aus? Gemeinsam mit der BKK ZF & Partner hat das IFBG diesbezüglich 1.020 Personen im Zeitraum vom 08.03. bis 10.03.2024 befragt. Die Ergebnisse sind an vielen Stellen überraschend.
Die 5 zentralen Erkenntnisse im Überblick (1.020 Personen, bevölkerungsrepräsentativ)
- 57.9% der Deutschen ernähren sich ihrer Meinung nach gesund.
- 77.9% der Deutschen möchten sich zukünftig (noch) gesünder ernähren.
- Nur 25.8% der Erwerbstätigen in Deutschland ernähren sich im Arbeitsalltag gesünder als in der Freizeit.
- Nur etwa die Hälfte der Deutschen hält es für realistisch, sich nach den neuen DGE-Empfehlungen zu ernähren.
- Für knapp ein Drittel der Deutschen ist es unrealistisch, nur ein Ei und maximal 300 Gramm Fleisch pro Woche zu essen (wie empfohlen). Einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt es nicht!
Stichprobe
- 1.020 Personen aus Deutschland (bevölkerungsrepräsentativ)
- 50.1% Männer, 49.9% Frauen
- Im Durchschnitt 46 Jahre alt
- Aus allen 16 Bundesländern
- Davon 698 Erwerbstätige
Warum fällt es gerade am Arbeitsplatz schwerer, sich gesund/nach Empfehlungen zu ernähren?
„Gründe dafür sind – egal ob in der Firma oder im Home-Office – meist Zeitdruck, Terminstress oder das vertiefte Arbeiten an bestimmten Aufgaben. Hinzukommt, dass viele Betriebskantinen inzwischen zwar gesünderes Essen anbieten, aber auch hier besteht noch Handlungsbedarf“, sagt Ralf Hirmke, Vorstand der BKK ZF & Partner, die die Studie beim IFBG in Auftrag gegeben hat.
Und welche Strategien helfen dann, das eigene Ernährungsverhalten positiv zu beeinflussen?
„Das so genannte Meal Prepping ist eine hilfreiche Strategie, sprich das bewusste Vorbereiten von gesunden Speisen für den Arbeitstag. Am besten startet man mit einfachen Snacks wie Gemüse-Streifen oder einem Mix an Nüssen und weitet es dann auf ganze Gerichte aus“, sagt Dr. Fabian Krapf, Geschäftsführer und Ernährungsberater beim IFBG.
„Darüber hinaus spielt die Reizkontrolle am Arbeitsplatz eine wichtige Rolle: Ein Schokoriegel in Sichtweite ist natürlich nicht empfehlenswert, eine Banane schon eher. Hier können auch so genannte Smart Bottles helfen. Diese machen sich bemerkbar, wenn man länger nicht getrunken hat. Und dies kann auch eine gute Erinnerung sein für einen gesunden Snack, sofern man Hunger verspürt oder Energie benötigt“, meint Dr. Fabian Krapf.
Doch auch Kolleginnen und Kollegen können bei einer gesunden Ernährung am Arbeitsplatz helfen, wie Dr. Fabian Krapf betont: „Ein Gesundheits-Tandem kann nachhaltig wirken. Finden Sie eine Person im Team und verabreden Sie sich zum gesunden Mittagessen oder Salat-Zubereiten in der Mittagspause. Und loben Sie einander für erreichte Ziele.“
Aktuelles Ernährungsverhalten
„Ernähren Sie sich Ihrer Meinung nach gesund?“
- 57.9% der Deutschen ernähren sich ihrer Meinung nach gesund.
- Jüngere Personen ernähren sich ihrer Einschätzung nach gesünder als ältere Personen.
- Erwerbstätige ernähren sich ihrer Meinung nach gesünder als Personen, die nicht berufstätig sind.
Zukünftiges Ernährungsverhalten
„Beabsichtigen Sie, sich in Zukunft gesünder zu ernähren?“
- 77.9% der Deutschen möchten sich zukünftig gesünder ernähren.
- Vor allem jüngere Personen und Erwerbstätige wollen sich in Zukunft gesünder ernähren.
Ernährung in der Freizeit vs. im Arbeitsalltag
- „Ernähren Sie sich in der Freizeit gesünder als im Arbeitsalltag?“
- Nur 25.8% der erwerbstätigen Deutschen geben an, dass sie sich im Arbeitsalltag gesünder ernähren als in ihrer Freizeit.
- Männer tun sich mit einer gesunden Ernährung im Arbeitsalltag schwerer als Frauen.
Ernährung nach den neuen DGE-Empfehlungen
„Wie realistisch ist es für Sie, sich wie folgt zu ernähren …“?
Maximal 300g Fleisch und Wurst pro Woche, maximal 400g Milch und Milchprodukte (z.B. Joghurt, Käse) pro Tag, maximal 1 Ei pro Woche, mindestens 25g Nüsse pro Tag und mindestens 125g Hülsenfrüchte (z.B. Erbsen, Linsen) pro Woche.
- Nur die Hälfte der Deutschen hält es für realistisch, sich entsprechend den fünf neuen DGE-Empfehlungen zu ernähren.
- Die größten Schwierigkeiten werden bei der Reduktion des Konsums von Fleisch und Eiern gesehen. Für rund ein Drittel ist die von der DGE empfohlene wöchentliche Menge unrealistisch.
- Den Männern fällt eine Reduktion des Fleischkonsums nicht schwerer als den Frauen.
- Frauen sehen insgesamt größere Probleme bei der Einhaltung der Empfehlungen – vor allem in Bezug auf den Verzehr von maximal 400 Gramm Milch und Milchprodukten.
Schlussbemerkung
Der Arbeitsplatz ist ein besonders geeigneter Ort, um das Ernährungsverhalten von Erwerbstätigen positiv zu beeinflussen. Die BKK ZF & Partner sowie das IFBG haben es sich zum Ziel gesetzt, Unternehmen hierbei mit Analysen und Maßnahmen zu unterstützen.