ChatGPT: Wie sieht die Psychische Gefährdungsbeurteilung aus Sicht einer künstlichen Intelligenz aus?

Age Einecke

Trainee
Team Analysen und Team Maßnahmen
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Das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde. Wo über Stärken, Schwächen und mögliche Gefahren diskutiert wird, hat das IFBG – ganz praxisnah – einen Vergleich gewagt und herausgefunden, wie die KI-Anwendung „ChatGPT“ eine psychische Gefährdungsbeurteilung strukturieren würde und welche Unterschiede es zur GB-Psych des IFBG gibt.

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist eine browserbasierte künstliche Intelligenz. Der Herausgeber „OpenAI“ entwickelte diese mit dem Plan, die KI in einen Dialog mit ihrem Gegenüber, also der Person am digitalen Endgerät, treten zu lassen. Das Besondere daran ist, dass über die Anwendung ganze Unterhaltungen geführt werden können. Die KI berücksichtigt bei jeder Antwort auch vorherige Gesprächsabschnitte (OpenAI, 2023).

Die Software kann für vielfältige Aufgaben genutzt werden und hat zahlreiche Möglichkeiten. Beispielsweise kann sie Codes erstellen, Fragen beantworten oder Recherchen innerhalb weniger Sekunden erledigen. Auch für kreative Zwecke ist ChatGPT nutzbar. Ob Geschichten, Liedtexte oder Rezepte erstellt werden sollen – die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Allerdings ist die Software mit Vorsicht zu genießen und es gilt nicht alles direkt zu glauben, sondern auch kritisch zu hinterfragen. Die Antworten sind teilweise noch nicht ausgereift und an einigen Stellen sogar fehlerhaft.

Wie verläuft eine GB-Psych laut ChatGPT?

Anhand einer psychischen Gefährdungsbeurteilung wollten wir ChatGPT auf die Probe stellen und herausfinden, inwiefern sich die Vorgehensweise der künstlichen Intelligenz von den Empfehlungen des IFBG unterscheidet.

Unsere Frage an ChatGPT: „Wie führt man eine psychische Gefährdungsbeurteilung durch?“

Daraufhin hat ChatGPT uns eine Liste mit sieben Schritten erstellt, ähnlich denen des IFBG.

ChatGPT

  1. Festlegung der zu untersuchenden Bereiche und Tätigkeiten
  2. Auswahl der Methoden zur Erhebung
  3. Ermittlung potenzieller Gefährdung
  4. Beurteilungen der Gefährdung
  5. Entwicklung von Maßnahmen
  6. Umsetzung von Maßnahmen
  7. Regelmäßige Überprüfung


Es ist wichtig zu betonen, dass eine PGB ein fortlaufender Prozess ist und regelmäßig aktualisiert werden sollte.

IFBG

  1. Festlegung der zu untersuchenden Bereiche
  2. Ermittlung psychosozialer Belastung
  3. Beurteilung psychosozialer Belastung
  4. Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen
  5. Durchführung einer Kontrolle
  6. Aktualisierung
  7. Dokumentation der Ergebnisse

Das Durchlaufen aller Schritte dauert 8 bis 12 Monate. Eine Wiederholung in regelmäßigen Abständen wird empfohlen.

Was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Die Informationen, die von ChatGPT wiedergegeben werden, stimmen in einigen Punkten mit denen des IFBG überein. Jedoch gibt es auch einige Unterschiede. Die Methodenauswahl ergibt sich beim IFBG automatisch mit der Festlegung der zu untersuchenden Bereiche und dem dazugehörigen, vorhandenen Repertoire. Daher muss diese nicht jedes Mal erneut durchlaufen werden.

Der gravierendste Unterschied besteht in dem, was untersucht wird. Die Software schlägt vor, lediglich das Arbeitsumfeld und äußere Bedingungen zu messen. Das ist nicht falsch, greift aber etwas zu kurz, da dies zu einer eher eindimensionalen psychischen Gefährdungsbeurteilung führt. Das Team Analysen des IFBG rät stets zu einem quantitativen Ansatz. Das heißt, es werden die psychosozialen Belastungen der Beschäftigten, die von ihrem jeweiligen Tätigkeitsprofil ausgehen, erfasst. Eine Orientierung an den Empfehlungen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) ist dabei maßgebend.

Beide Seiten empfehlen die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Ergebnisse. ChatGPT vergisst jedoch den Abschnitt „Dokumentation der Ergebnisse“. Dieser Punkt ist allerdings Voraussetzung, um einen Grundstein für die Nachvollziehbarkeit des Nutzens einer psychischen Gefährdungsbeurteilung zu legen. Auf diesem Weg können Daten zu verschiedenen Messzeitpunkten verglichen und Verbesserungen sichtbar gemacht werden.

Wofür sollte man ChatGPT also nutzen?

Natürlich handelt es sich bei ChatGPT noch um ein junges Phänomen, das ständig mit neuen Trainingsdaten erweitert und verbessert wird. Durch den Vergleich konnte gezeigt werden, dass ChatGPT das Grundgerüst einer GB-Psych durchaus verstanden und richtig wiedergegeben hat. Auf Meinungen von Expertinnen und Experten – gerade beim Thema Gesundheit – sollte allerdings nicht verzichtet werden. Ein so sensibles Thema wie eine psychische Gefährdungsbeurteilung erfordert einen konkreten und methodengerechten Ablauf inklusive bedarfsgerechter Folgemaßnahmen.

Alle Informationen zum Ablauf und der Durchführung unserer Psychischen Gefährdungsbeurteilung erhalten Sie hier. Sie haben bereits eine GB-Psych durchgeführt und sind auf der Suche nach Folgemaßnahmen? Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Formaten und Inhalten.