Startseite • Analysen • Die goldene Regel: Die Gegenseitigkeit der Wertschätzung
„Handle gegenüber anderen so, wie du möchtest, dass sie gegenüber dir handeln.“
Es ist ein Zitat, das ein zeitloses Prinzip auf den Punkt bringt – direkt, universell und frei von kulturellen oder religiösen Grenzen. Die goldene Regel ist nicht nur ein Sprichwort, sondern eine Lebenseinstellung. In ihrem Kern liegt das Konzept der Gegenseitigkeit und ein angeborenes Verständnis dafür, dass man erhält, was man gibt. Und vielleicht, nur vielleicht, sind wir auch so veranlagt.
Am modernen Arbeitsplatz bleibt die Gegenseitigkeit oft auf der Strecke. Formale Strukturen und definierte Rollen vereinfachen die Interaktionen, können sie aber unbeabsichtigt ihrer Tiefe berauben. Gut definierte Rollen steigern zwar die Effizienz und verringern den Stress, aber es gibt auch einen subtilen Nachteil: Die Aufgaben, die wir erledigen, können leicht als „Teil der Arbeit“ wahrgenommen werden. Das lässt wenig Raum für Dankbarkeit und Wertschätzung.
Dies kann zu einer unvorhergesehenen Konsequenz führen: Ein Mangel an Anerkennung für die geleistete Arbeit kann sich in einem Mangel an Wertschätzung niederschlagen, was zu einer verminderten Zufriedenheit und Leistung führen kann.
Dafür gibt es eine einfache und offensichtliche Lösung: die Beiträge der Mitarbeitenden als Führungskraft anzuerkennen – oder als Mitarbeitende Wertschätzung zu zeigen. Auf diese Weise wird ein starker positiver Kreislauf in Gang gesetzt. Wenn sich Mitarbeitende wertgeschätzt und anerkannt fühlen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie diese Gefühle erwidern und Freude an ihrer Arbeit haben. Diese positive Verstärkung steigert nicht nur die Arbeitsmoral, sondern fördert auch ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeitenden wirklich für ihre Aufgaben und ihre Kolleginnen und Kollegen interessieren.
Aber wie sieht das in der Realität aus? Gibt es genug Dankbarkeit am Arbeitsplatz? Das Team Analysen des IFBG hat sich dazu die eigene Datenbank genauer angeschaut.
Wertschätzung in der modernen Arbeitswelt
Rund 15.000 Arbeitnehmende wurden direkt befragt: Erfährt Ihre Arbeit Anerkennung und Wertschätzung durch das Management? Die Ergebnisse sind gemischt: Während 32,5 % angeben, ein hohes oder sehr hohes Maß an Anerkennung zu erhalten, findet sich eine beträchtliche Anzahl (33,8 %) in der Kategorie „zum Teil“ wieder. Die restlichen 33,8 % geben an, nur in geringem oder sehr geringem Maß Anerkennung zu erhalten.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die bestehende Anerkennungskultur innerhalb von Organisationen verbessert werden kann. Während bestimmte Personen bereits von einem soliden Anerkennungssystem profitiert haben, besteht die Möglichkeit, dieses Gefühl auf ein breiteres Segment der Belegschaft auszuweiten. Dies unterstreicht die Bedeutung kontinuierlicher Bemühungen, um sicherzustellen, dass sich alle Beschäftigten unter dem Dach eines effektiven Managements durchweg wertgeschätzt und für ihre Beiträge anerkannt fühlen.
Die Elemente von Anerkennung und Wertschätzung
In einer weiteren Umfrage beantworteten rund 30.000 Beschäftigte die Fragen zu verschiedenen Aspekten einer soliden Anerkennungskultur am Arbeitsplatz.
Einer der wichtigsten Indikatoren für die Wertschätzung der Beschäftigten ist das Ausmaß, in dem Vorgesetzte die Ansichten der Mitarbeitenden berücksichtigen und anerkennen. Die Daten zeigen, dass ein erheblicher Prozentsatz der Befragten entweder zustimmt oder voll und ganz zustimmt, dass ihre Vorgesetzten für ihre Ansichten offen sind (63,5 %). Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, eine Kultur des offenen Dialogs und des aktiven Zuhörens zu fördern, in der Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihr Beitrag geschätzt wird, was zu mehr Vertrauen und Respekt innerhalb des Unternehmens führt. Allerdings bleiben 22,1 % der Befragten unentschieden, was zeigt, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt.
Neutralisierung von Vorurteilen als Zeichen effektiver Führung
Die Fähigkeit der Vorgesetzten, persönliche Vorurteile beiseitezuschieben und Beschäftigte fair zu behandeln, ist ein entscheidender Aspekt für die Förderung eines wertschätzenden Arbeitsumfelds. Die Daten zeigen, dass ein beträchtlicher Anteil der Befragten glaubt, dass ihre Vorgesetzten in der Lage oder eher in der Lage sind, persönliche Sympathien und Antipathien zu neutralisieren (56,2 %). Diese Eigenschaft ist ein Indiz für eine wirksame Führung, die ein gerechtes Arbeitsumfeld fördert, in dem der Einzelne auf der Grundlage seiner Verdienste und Beiträge und nicht nach persönlichen Faktoren beurteilt wird.
Die drei Säulen der Wertschätzung: Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Integrität
Mitarbeitende fühlen sich in einer Atmosphäre der Freundlichkeit und Rücksichtnahme wohl. Die Daten zeigen, dass die Mehrheit der Befragten das Gefühl hat, dass ihre Vorgesetzten sie freundlich und rücksichtsvoll behandeln (83,3 %). Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Leistungen der Beschäftigten nicht nur anzuerkennen, sondern ihnen auch im täglichen Miteinander Respekt und Freundlichkeit entgegenzubringen. Ein solcher Ansatz fördert das Gefühl der Zugehörigkeit und ermutigt Mitarbeitende, einen positiven Beitrag zu den Zielen des Unternehmens zu leisten.
Die Daten geben Aufschluss über die Bedeutung von Integrität in den Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden. Beschäftigte schätzen eher Führungskräfte, die ehrlich und ethisch korrekt mit Angelegenheiten umgehen. Die Umfrage zeigt, dass ein erheblicher Teil der Befragten den Eindruck hat, dass ihre Vorgesetzten sich bemühen, ehrlich mit ihnen umzugehen (73,8 %). Dies ist ein entscheidender Faktor für den Aufbau von Vertrauen und Glaubwürdigkeit innerhalb der Unternehmenshierarchie.
Alter und wahrgenommene Wertschätzung: Eine überraschende Korrelation
Es zeigt sich eine Korrelation zwischen dem Alter der Beschäftigten und ihrer Wahrnehmung der Wertschätzung durch die Vorgesetzten. Die Daten der Befragten zeigen, dass sich jüngere Beschäftigte tendenziell von ihren Vorgesetzten mehr wertgeschätzt fühlen. Dieses Ergebnis könnte möglicherweise auf die sich verändernde Dynamik moderner Arbeitsplätze zurückzuführen sein, an denen jüngere Generationen häufig eine offenere Kommunikation, Mentorenschaft und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten suchen. Unternehmen sollten sich diese Erkenntnis zunutze machen, um ihre Wertschätzungsstrategien auf die verschiedenen Altersgruppen abzustimmen und so ein Gefühl der Inklusion zu fördern.
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